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Tiefbohren 

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siehe auch Tiefbohrverfahren

Tiefbohren ist ein spanabhebendes Verfahren zur Herstellung bzw. Bearbeitung von Bohrungen. Tiefbohrungen sind Bohrungen mit einem Durchmesser zwischen ca. 1 mm bis 1500 mm und einer Bohrtiefe ab ca. dreifachem Durchmessermaß.

Eine generelle Abgrenzung des Tiefbohrens gegenüber anderen “konventionellen” Bohrtechniken durch z.B. eine allgemein gültige Definition ist nicht möglich. Folgende Eigenschaften prägen das Tiefbohren:

-   hohe Bohrungsqualität
-   große Produktivität

Tiefbohrwerkzeuge beherrschen das gesamte Feld der durch Bohren herstellbaren Innenkonturen. Insbesondere im Bereich der tiefen Bohrungen und der Bohrungen mit großen Durchmessern werden fast ausschließlich Tiefbohrtechniken eingesetzt.

Wegen seiner hohen Produktivität und erreichbaren Bohrungsgüte wird das Tiefbohren heute zunehmend für Fertigungsaufgaben eingesetzt, bei denen das Verhältnis zwischen Bohrungstiefe und Bohrungsdurchmesser kleiner als 10 ist.

Auch im Bereich geringerer Werkzeugdurchmesser, in dem naturgemäß die meisten Einsatzfälle für das Bohren liegen, zeigen zahlreiche Bearbeitungsbeispiele die Präsenz der Tiefbohrtechnik.

Schwerzerspanbare Materialien lassen sich mit Tiefbohrverfahren im Regelfall vergleichsweise gut bearbeiten.

 

Die Tiefbohrverfahren haben folgende typische Merkmale:

-   Anwendung spezieller Hartmetallwerkzeuge mit unsymmetrisch
    zur Werkzeugachse liegender Schneide (ggf. Schneiden)

-   Selbstführung des Werkzeugs durch Dreipunktanlage in der
    Bohrung durch Führungsleisten und Nebenschneide (Rundschliffase).

-   Anbohrführung des Werkzeugs in einer Bohrbuchse oder einer
    Führungsbohrung

-   Einrichtung für kontinuierliche Kühlschmierstoffzufuhr größerer Menge
    unter Druck, stetige Spanabfuhr ohne Ausspanhübe

 

Vorteile beim Einsatz der Tiefbohrverfahren sind:

-   sehr hohe Zerspanleistung

-   ideale Bedingungen bezüglich Kühlung und Schmierung

-   kurze Hauptzeiten

-   hohe Bohrungsqualität hinsichtlich Durchmessertoleranz, Oberflächen-
    güte und geometrischer Formgenauigkeit

-   hohe Fluchtgenauigkeit, geringer Bohrungsverlauf

-   Ersatz mehrerer Arbeitsvorgänge - z. B. Vorbohren, Aufsenken und
    Reiben durch einen Arbeitsvorgang Tiefbohren

-   Bearbeitung schwer zerspanbarer Werkstoffe

-   große Bohrtiefe im Verhältnis zum Durchmesser (bis max. 250fach),

-   Wirtschaftlichkeit auch bei kurzen  Bohrtiefen

-   geringe Gratbildung beim Ausbohren und beim Überbohren von
    Querbohrungen

Durch Tiefbohren können Metalle jeder Art sowie andere Werkstoffe wie z.B. Kunststoffe sowohl in der Massenfertigung von Kleinteilen als auch in der Einzelfertigung von Großmaschinenteilen bearbeitet werden.